Warum in Zeiten von Chat und virtuellen Messen, das geschriebene Wort so wichtig ist.
Virtuelle Messen müssen in dieser Wintersaison die physischen Messen zum Teil ersetzen. Wer aber glaubt, dass per Messesoftware die Leadgenerierung sowieso automatisch geht und die Besucher eifrig Matching-Tools etc. nutzen, der irrt gewaltig. Goethe musste in Reimen mit Lili Schönemann sprechen, um die Sauce gereicht zu bekommen – Sie sollten auf jeden Fall Ihre Besucher proaktiv per Chat ansprechen.
Von Goethe, Sauce und Brüsten
Dem Dichterfürsten Goethe wird eine Anekdote zugeschrieben, die sich so oder so ähnlich beim Abendessen mit Lili Schönemann, einer Frankfurter Bankierstochter zugetragen haben soll. Er muss wohl um die Sauce gebeten haben in der Form, die dafür üblich war und ist: „Würden Sie mir bitte…?!“ Lili Schönemann antwortete darauf: „Wer nicht in Reimen mit mir spricht, dem reiche ich die Sauce nicht!“ Goethe solcherart herausgefordert erwiderte: „Sie da, mit den dicken Titten, darf ich um die Sauce bitten?!“ Was dann geschah ist leider nicht überliefert.
Wahrscheinlich haben sich damals weder Herr Goethe noch Frau Schönemann um die Folgen Ihres kurzen Dialoges für virtuelle Messen zu Zeiten einer Corona-Pandemie Gedanken gemacht. Und trotzdem lässt sich eine wichtige Erkenntnis daraus gewinnen.
„Darf ich um die Sauce bitten?!“
Die Messetermine, die im ersten Halbjahr abgesagt und auf den Herbst des Jahres verschoben wurden, sind bis auf wenige Ausnahmen auch für den Nachholtermin abgesagt. An ihre Stelle treten zum Teil virtuelle Messen. Wie in Deutschland nicht anders zu erwarten, wird nun mit großem Programmieraufwand versucht, eine virtuelle Messeatmosphäre in 3D herzustellen. Das klappt auch recht gut. Wenn der Besucher aber einen Stand besucht, hat er allerdings ein Déjà-vu. Er wird nicht angesprochen. Genau wie es Goethe dereinst passierte bedarf es erst einigen Aufwandes, um den Aussteller dazu zu bewegen, mit ihm zu sprechen. Die Sauce wird ihm nicht gereicht. Mit durchaus fatalen Folgen!
„Wer nicht in Reimen…“
Jetzt tauschen wir die Rollen. Goethe möchte die Sauce, sein Ansinnen wird jedoch nur unter einer Bedingung gewährt: er soll in Reimen sprechen. Als Aussteller möchten Sie vor allem eines: Die Kontaktdaten des Besuchers. Diese am besten zusammen mit der Einverständniserklärung nach DSGVO, denn sonst dürfen Sie die Daten, auch wenn Sie sie vom Messeveranstalter erhalten haben, streng genommen nicht zu Werbezwecken nutzen. Es spricht also einiges dafür – nein, natürlich nicht dafür, zu reimen – sondern den Besucher per Chat anzusprechen. Und das erlauben die Programme der meisten Anbieter virtueller Messen: zu sehen, wenn ein Besucher vor Ihrem Stand steht und „um die Sauce bittet“.
Immer einen Sack voll Leads,
Gunther Lekies
P.S.: Ob sich diese Szene nun wirklich in Frankfurt beim Abendessen mit Lili Schönemann, oder vielleicht in Weimar, beim Abendessen mit Christiane von Stein zutrug war bei – zugegeben – oberflächlicher Internetrecherche nicht zu ermitteln. Der geschichtsbewusste Leser möge mir diesen Lapsus nachsehen.